Seit Monaten regnet es nicht in der Region, die Böden sind staubtrocken. Was wachsen will, hält abwartend inne. Auf dem Streifen Feld, auf dem die Agrargenossenschaft Großderschau Nutzhanf gesät hat, stehen erkennbar Pflanzen in ordentlichen Reihen, noch ist nichts verloren. Hanf ist zwar anspruchslos und robust, aber ohne Wasser kann auch er nicht werden.
Flachs gedeiht am besten bei feuchtem und nur mäßig warmem Klima, aber Trockenheit verträgt er schlecht. Deshalb gibt es auf der ehemaligen Bahntrasse, auf der Flachs gesät wurde, leider einige Stellen, an denen die Flachssaat kaum aufgelaufen ist. Zu wünschen bleibt uns, dass bald ein ersehnter Regen die restliche Aussaat wachsen lässt, den Hanf in stattliche Höhe treibt und den Lein pünktlich zum Symposium im Juni zum Blühen bringt.
Dennoch: Unabhängig vom Wetter arbeiten die Künstler_Innen an ihren Projekten.
An festgelegtem Standort hat ULI FISCHER vor wenigen Tagen von zwei Handwerkern Erdlöcher für sieben Holzpfosten bohren lassen, die er für seine Arbeit in Großderschau braucht (siehe Beitrag vom 2. Mai 2022), und anschließend die zugeschnittenen Hölzer gestellt.
Auch dabei kam jede Menge trockener Sand zum Vorschein.
EVA-MARIA SCHÖN fotografierte Hanf- und Leinsamenkeimlinge inzwischen unter dem Mikroskop und bildete sie in verschiedenfarbigem Licht ab. Die zarten Sprösslinge scheinen in einer Traumwelt zu keimen, in der es zumindest ausreichend Wasser gibt. „Unscheinbar – kleine Samenkörner, Lein und Hanf“, schreibt sie, „im Dunkeln liegen sie, […] für einige Tage und Nächte, bis sie sich öffnen. […] Unter dem Mikroskop entdecke ich erst, wie kraftvoll sie ihre Hülle verlassen. Sie wollen raus aus der Schale, die sie aufgebrochen haben. Hilflos sind sie, wenn sie kein Wasser finden.“