Fotografin EVA-MARIA SCHÖN hat begonnen, mit Flachs- und Hanfsamen zu experimentieren. Sie säte in Petrischalen, wässerte, wartete, beobachtete. Ihre Dunkelkammer, in der sie normalerweise Fotografien entwickelt, wurde zum Labor. Hier ein erster Laborbericht:
„Es keimt vor sich hin. Ich schaffte den ersten Schritt, um Hanf- und Leinsamen zum Keimen zu bringen. Gar nicht so einfach. Lein kam wie von selbst, aber das Wassersprühen durfte ich keinesfalls vergessen – nun grünt es klein auf einem Teller.
Hanf ist viel anspruchsvoller. Ich zitterte mit Handschuhen und Pinzette und genauer Anleitung aus dem Internet, …, um endlich die kleinen Würzelchen zu erkennen, die im Dunkeln zwischen Küchenpapier sich zeigten. …
Bei den Hanfsamen staune ich über das konzentrierte Wachstum im Dunkeln – sie wollen kein Licht, erst jetzt. Der Leinsamen verhält sich ganz anders, er will viel schneller ins Licht.
… Ich mache jeden Tag auf dem Tisch meine Fotografien, schräg und im Nahbereich. Wer weiß, ob es die Keimlinge bis zur Pflanze schaffen. Das Fragile wird sichtbar, das Verletzbare. … Es ist rührend für mich, das kleine Labor jeden Tag zu besprühen und zu belüften und jetzt auch zu belichten – LICHT!“
Die Künstlerin plant, die entstehenden Fotografien von den gerade entstehenden Gewächsen, die wie Zeichnungen aus zarten Linien wirken, in einem gedruckten Heft aus dünnem Papier zusammenzufassen.
Einige der Fotografien sollen für das Symposium in Großderschau vergrößert und präsentiert werden.